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Beschneiung

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Maschinelle Beschneiung

Ja, Sie lesen richtig. Wir reden nicht von künstlicher Beschneiung, sondern von maschineller oder technischer Beschneiung. Grund dafür ist, dass grundsätzlich nichts künstlich ist. Wir benötigen lediglich Wasser, kalte Temperaturen und eine optimale Luftfeuchtigkeit. Keinesfalls werden im Wasser Zusatzstoffe wie chemische oder biologische Bindemittel hinzugefügt.

Die Klimaerwärmung und die Schneeärmeren Winter bewegen alle Skigebiete dazu, neben dem Sommergeschäft auch in die Beschneiung zu investieren. So hatte Sörenberg vor 25 Jahren 5 Schneekanonen, um an neuralgischen Stellen nachzuschneien. Heute sind es 57 Schneekanonen, 74 Lanzen und man kann zum Teil flächig einschneien.

Maschinen

Schneilanzen: Diese sind in der Anschaffung wesentlich günstiger (ca. CHF 10'000.- pro Stück) benötigen aber neben dem Wasser noch eine zusätzliche Luftquelle in Form von zentralen Kompressoren. Daher sind sie meist am gleichen Standort. Lanzen brauchen allgemein tiefere Temperaturen um guten Schnee zu produzieren.

Kanonen: Kosten ähnlich eines Mittelklasse Autos, also pro Maschine ca. CHF 45'000.-. Das erscheint sehr teuer, dafür sind wir mit diesen Maschinen äusserst flexibel. Sie können dank den eingebauten Luftkompressoren an jedem Wasseranschluss platziert werden. Auch im Temperatur Grenzbereich arbeiten die Maschinen immer effektiver. So stellen sie selber das optimale Wasser/Luftgemisch ein!

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Schneekanone

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Schneilanze

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Kosten

Die Kosten einer modernen Beschneiungsanlage belaufen sich über den Daumen gerechnet auf eine Million Schweizer Franken pro Kilometer Schneileitung. So haben die Bergbahnen Sörenberg AG (BBS AG) in den letzten 20 Jahren ca. 20 Millionen Franken in die Beschneiung investiert. Heute kann man sagen, dass wir eine relativ schlagkräftige und sehr flexible Infrastruktur besitzen.

Letzte grosse Investitionen

  • Steinetli - Hinterschwarzenegg (2011 – 2013): 3.53 Mio Franken
  • Rothorn - Witmoos (2017 – 2018): 6.64 Mio Franken
  • Witmoos - Platz - Speichersee (2019): 1.27 Mio Franken

Kosten pro Kubikmeter Schnee

Zwischen CHF 5.- und CHF 7.- kostet 1 Kubikmeter maschineller Schnee. In diesen Kosten ist alles wie Investition, Unterhalt und Betrieb, sowie Amortisation eingerechnet.

Kosten Winter 19/20

Hier haben wir total 380'000m3 Schnee erzeugt, also in etwa für 1,9 Mio Franken Schnee produziert!

Betriebsbewilligungen

Um in der heutigen Zeit eine Bau- resp. Betriebsbewilligung eines neuen Schneiabschnittes zu erhalten, braucht es Geduld und Durchhaltewillen. Die Umweltverbände sind jeweils wenig erfreut, wenn gebaut werden will. So müssen Auflagen eingehalten werden und Wege gefunden werden, um alle Beteiligten und Betroffenen zu überzeugen. Als Beispiel gilt das Bodenschutzkonzept, welches allein das Projekt Witmoos – Speichersee vom vergangenen Jahr um gut CHF 50'000.- verteuerte.

Wassermanagement

Wasser ist neben der Temperatur das kostbarste Gut. Mit dieser Ressource heisst es vernünftig umzugehen und lieber einmal optimale Bedingungen abzuwarten um nicht im Temperatur Grenzbereich viel Wasser zu vergeuden. Dies bedingt viel Erfahrung und die nötige Coolness.

Die BBS AG haben auch hier in den letzten Jahren viel richtig gemacht. Der Speichersee Schwand ist zwar nicht riesig (18'000m3) aber mit guten Quellen gespiesen. So kann auch Wasser aus der Kleinen Emme in den See gepumpt werden.

Als grosser Meilenstein zu betrachten ist die Möglichkeit, das Wasser aus dem Eisee zu entnehmen. So konnte im Winter 19/20 rund 70'000m3 Eiseewasser verschneit werden. Weitere Wasserquellen sind die Kavernen unterhalb der Pisten Bully Garagen Rossweid und Rischli.

Temperatur

Dies ist neben einer gut funktionierenden Anlage die grösste Herausforderung. So kann auch mit der modernsten Anlage bei Temperaturen über null Grad kaum geschneit werden. Bei der maschinellen Beschneiung redet man weniger von Temperatur, als von Feuchtkugel. Dies ist eine Kombination aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit. So gilt als Minimum Feuchtkugel Minus 2,5 Grad. Das bedeutet null Grad und trockene Luft von gerademal 30% Luftfeuchtigkeit. Bei diesen Werten ist es eher eine Gewissensberuhigung zu schneien, denn die Produktivität der Schneimenge ist sehr gering. Optimaler ist eine Feuchtkugel ab Minus 4. Das bedeutet, dass bei einer in Sörenberg oft herrschenden relativen Luftfeuchtigkeit von 70% eine Temperatur von Minus 7 Grad nötig ist!

Tabelle Feuchtkugel

Inversionslage

Oder anders ausgedrückt, oben „warm“ unten kalt. Es kommt immer wieder vor, dass wir auf Höhe Rossweid klare Plustemperaturen haben, unten im aber Dorf knappe Minustemperaturen. An diesen Tagen kommt oft die Frage auf, wieso nicht beschneit wird? An solchen Tagen ist eine Beschneiung nur an wenigen Orten möglich und kaum effektiv!

Betrieb

Auch eine moderne Anlage braucht Manpower und viel Handarbeit. Zwar kann heute fast jeder Abschnitt oder einzelne Maschinen vom PC oder gar Handy bedient werden. Treten aber Fehler auf, muss rasch gehandelt werden und ein Team vor Ort sein. So sind im Skigebiet Sörenberg während einer Schneiperiode immer mindestens zwei Mann während 24 Stunden unterwegs.

Ist erst einmal geschneit, ist es noch nicht vorbei. Der Schnee muss mit dem Pistenbully verarbeitet werden. Die Schneekanonen wieder neu platziert und alles für eine nächste Kälteperiode vorbereitet werden.

Im Frühjahr müssen alle Maschinen technisch überholt werden. So ist der Aufwand pro Maschine ca. ein Arbeitstag. Danach werden die Maschinen verstaut und warten auf den nächsten Winter.

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Betriebsarbeiten an der Schneekanone

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Scheekanonen-Transport mit dem Pistenbully

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Weitere Herausforderungen

Neben allen Kosten und betrieblichen Herausforderungen gilt es, speziell im Teilgebiet Dorf, noch weitere zum Teil grosse Hürden zu überwinden.

Moorschutz

Dieser wird zu Recht gross geschrieben und ist für die BBS AG "Fluch" und "Segen" zugleich. Im Sommer touristisch genutzt, bedeutet es im Winter eine grosse Herausforderung. So darf im Moor nicht, oder nur unter starken Auflagen geschneit werden. Wasserwerte müssen regelmässig kontrolliert werden und die Richtwerte dürfen keinesfalls überschritten werden. Moore sind sauer, und dürfen nicht mit basischem Wasser bedient werden. Unsere Quellen am Rothorn sind aber immer mit Calcium, Magnesium angereichert, der PH Wert erhöht und somit klar basisch. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sammeln wir auf der Rossweid in einer Kaverne Regenwasser.

Lärmschutz

Die Nähe zum Dorf und somit Pisten in unmittelbarem Wohnbereich verlangt die Einhaltung von Lärmschutzmassnahmen. So muss ein Lärmschutzkonzept erstellt und eingehalten werden. Hier hat die BBS AG erneut investiert und noch modernere, leisere Maschinen angeschafft. Auch wird probiert, an neuralgischen Stellen die Schneizeit zu verkürzen. Dies indem versucht wird, die optimalen Tage/Nächte zu nutzen. So kann die erhöhte Lärmbelastung reduziert und auf wenige Stunden/Tage begrenzt werden.

Zukunft

Eine komplett duchgehende Beschneiung wie als Bespiel in den Dolomiten wird es in Sörenberg nie geben. Zu gross sind unsere Flächen im Moor und auch die Investitionen wären kaum zu tragen. Umso mehr wollen wir das Bestehende optimaler nutzen. Aktuell werden Pistenmaschinen mit dem Snowsat System ausgerüstet. Dies ermöglicht ein optimales Schneemanagement. So weiss der Maschinist, wo wieviel Schnee liegt und diese Werte geben dann den Beschneiern vor, wo noch beschneit werden muss. Auch können die Kosten der Pistenmaschinen optimiert werden.

So hoffen wir, allen gerecht zu werden. Dem Skifahrer weisse und möglichst perfekte Pisten zu bieten und dies möglichst von Anfang Dezember bis Ende März, den ökologischen Fussabdruck klein und den Lärmschutz einzuhalten und im Frühjahr, wenn der Bauer seine Flächen wieder grün möchte, nicht noch haufenweise teuren Schnee vor Ort zu haben.

Oktober 2020, Martin Vogel, Bereichsleiter Betrieb Bergbahnen Sörenberg AG

 

Standort und Kontakt

Bergbahnen Sörenberg AG
Hinterschöniseistrasse 4
6174 Sörenberg
+41 41 488 21 21
bahnensoerenberg.ch
www.soerenberg.ch/de/bergbahnen/